Stressfaktor: Lärmbelastung am Arbeitsplatz
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Egal, ob in der Produktionshalle oder im Büro: Lärm belastet, wirkt ermüdend, steigert Fehlerquoten – und kann die Gesundheit schädigen. Mit den richtigen Präventionsmaßnahmen können Unternehmer:innen für ein gesundes, produktives Arbeitsumfeld sorgen. Eine Kreissäge, die mit 90 Dezibel (dB) aufheult und ein Radiogerät, das in Zimmerlautstärke Musik spielt: Beides sind potenzielle Lärmquellen. Lärm ist nämlich, laut Definition des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft: Hörbarer Schall, der als negativ empfunden wird.
Gesetzliche Grenzwerte
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Für „laute“ Lärmquellen wie die erwähnte Kreissäge gibt es Grenzwerte (siehe unten). Ist eine Maschine lauter, muss das in der Betriebsanleitung vermerkt sein. Auch ohne solche Angaben ist Vorsicht angebracht: Der Betrieb von vielen Maschinen gleichzeitig sowie individuelle raumakustische Gegebenheiten können den Lärmpegel nach oben treiben.
Lautstärke: So viel Lärm ist am Arbeitsplatz erlaubt
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Für Räume, in denen überwiegend geistige Tätigkeiten ausgeführt werden, sieht der Gesetzgeber den Grenzwert von 50 dB vor. Das entspricht etwa herkömmlicher Gesprächs-Lautstärke. Für Aufenthalts- und Sanitätsräume beträgt das Limit ebenfalls 50 dB. In Räumen, in denen Mitarbeitende einfache Bürotätigkeiten ausführen, sind 65 dB erlaubt. Externe Geräusche wie Nachbarschaftslärm, Verkehrslärm, Fluglärm sind in die Bewertung einzubeziehen.
„Leise“ Lärmquellen
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In Büros ohne nahegelegene Werkshallen können „leisere“ Lärmquellen die Konzentration stören. Zum Beispiel: Radiogeräte, Lüftungsanlagen, Sanitärbereiche, Türknallen. Auch Sprache hat, etwa in Großraumbüros, eine potenzielle Störwirkung.
Lärmschutz für das Büro
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Eine gut geplante Raumaufteilung, bauliche Maßnahmen, räumliche oder zeitliche Trennung helfen, Mitarbeitende von Lärmquellen abzuschirmen. Tipp: Vorgesetzte sollten in Gesprächen klären, ob alle im Team mit dem Geräuschpegel zufrieden sind. Arbeitnehmende sollten es unbedingt ansprechen, wenn Lärm am Arbeitsplatz ein Stressfaktor ist. Damit ist beiden Seiten gedient: Lärm am Arbeitsplatz mindert Konzentration und Leistungsfähigkeit, verlangsamt Denkprozesse und kann zu Nervosität führen, die Reizbarkeit und Fehlerquote erhöhen.
Lärmmessung am Arbeitsplatz
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Ist es notwendig, für die Kommunikation am Arbeitsplatz lauter als normal zu sprechen, ist das ein Warnsignal. Eine Schalldruckpegelmessung kann Klarheit schaffen, welche Schutzmaßnahmen notwendig sind.
Präventionsmaßnahmen
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Maßnahmen sollten nach dem TOP-Prinzip erfolgen: Zuerst technische, dann organisatorische und zuletzt persönliche Schutzmaßnahmen. Technische Maßnahmen betreffen vorrangig die Lärmquelle selbst. Für weitere Verbesserungen helfen raumakustische Maßnahmen: Stellwände, Abschirmungen, „schallschluckende“ Möbel, Wand- oder Deckenabsorber. „Boxen“ mit schallabsorbierenden Wänden (auch aus Glas) eignen sich für ungestörte Telefonate, Meetings, konzentriertes Arbeiten.
Gehörgefährdender Lärm
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Hohe Lärmbelastung kann nicht nur Psyche und Produktivität belasten, sondern auch die körperliche Gesundheit schädigen. Tinnitus, Knalltrauma, Lärmschwerhörigkeit bedeuten für die Betroffenen einen immensen Verlust an Lebensqualität. Lärmschwerhörigkeit zählt zu den häufigsten Berufskrankheiten. Laut Statistik der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) wurde 2022 bei 615 Personen Lärmschwerhörigkeit als Berufskrankheit anerkannt. Lärmschwerhörigkeit ist nicht therapierbar und nicht heilbar.
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